SORRY, Phil Collins
Du hast ja jahrelang mit deinem Status gehadert. Warst ein genialer Rockdrummer, was wäre "The Lamb Lies Down on Broadway" ohne deine Perkussion gewesen?
Auch ein genialer Genesis-Sänger, nicht nur soft, sondern auch äusserst rauh (auf meinem Lieblingsalbum "Abacab", das so krud ist wie sonst nichts von Genesis).
Aber nein, du musstest eine Solokarriere starten, und anstatt dass du deine Gruppe verlassen hättest, fuhrst du das ganze parallel.
Am Anfang war es noch auszuhalten, aber als du dann noch angefangen hast, andere zu produzieren, klang plötzlich alles gleich. Ob Genesis, Phil Collins, Eric Clapton, Frida oder Phil Bailey - alles ein Brei.
Dazu diese unsägliche Snare Drum, von der auch noch alle anderen das Gefühl hatten, ihre so klingen zu lassen zu müssen. Es dauerte fast 20 Jahre, bis die Snare Drum im Rock wieder wie eine Snare klang und nicht wie ein Donnerschlag mit vieeeel Hall.
Kein Wunder, dass dich alle gehasst haben. Wir hatten eine Band in jener Zeit und hat oft gespottet, wie es wäre, wenn uns eine Plattenfirma dich als Produzent aufgezwungen hätten: Zum Studio hinausgetreten hätten wir dich. Diese Ehre teilst du übrigens mit Rick Rubin, Chris von Rohr und ein paar anderen. Nee, lieber keine Karriere, dafür kein Phil Collins als Produzent.
Und jetzt startest du deine Remaster-Serie "Take A Look At Me Now". Das einzig originelle daran sind die Covers, die nachfotografiert wurden und dich in derselben Position, einfach Jahre später zeigen. Chapeau! Wobei, fröhlich siehst du nicht gerade aus, auf keinem Bild.
Eine vernünftige Soloplatte hast du hingekriegt, "Hello, I Must Be Going", und ein paar Ohrwürmer. Und ja, nie hat jemand im Zürcher Hallenstadion besser geklungen als Du.
Aber, sorry Phil, für nichts bist du nicht gehasst worden und die Zeit, in der du in der Versenkung verschwunden bist, haben wir genossen. Ich brauche nicht einen neuen Aufguss deiner Hits, denn ich habe immer noch genug vom ersten Mal.
14-6-2016